1. Preisträger: Matias Völksch

Zarte Linien überspannen den Bildgrund, formen nebeneinander weiche, kreisende Gebilde und strenge, zumeist kantige Zeichen. Eng aneinander gerückt, den ihnen zur Verfügung stehenden Raum vollkommen nutzend, sind es grazil gesetzte Schriftzeichen, die wie fein gesponnene Spinnennetze den Bildgrund bevölkern. Sie verweilen in der Flächigkeit, grenzen sich so gegeneinander ab, dass einzelne Buchstaben und auch Worte lesbar werden. Neben ihnen oder auch aus ihren Zwischenräumen heraus, quellen kleine und große Formen, entstanden aus kreisenden Bewegungen, in sich geschlossen. Sie heben sich deutlich ab gegen die Schriftzeichen, da ihre Binnenflächen ausgestaltet sind. Eine Strichfolge von unzählig vielen parallel verlaufenden feinen Linien bilden Schraffuren, die immer wieder Lichtpunkten gleich den hellen Hintergrund durchbrechen lassen. Die Struktur der Schraffuren ist unterschiedlich. Nicht einheitlich eine Ausrichtung wählend, sondern immer wieder die Richtung wechselnd, füllt sich der vorgegebene Raum spielerisch. Die Begrenzung der einzelnen Formen, wenn sie sich im direkten Miteinander behaupten müssen, wird betont durch die Helligkeit des Malgrundes, die an diesen Stellen ausgespart bleibt. So entsteht der Eindruck von Plastizität und Räumlichkeit. Jedoch eine Aufforderung an den Betrachter, in den Bildraum einzutauchen findet nicht statt. Zu eng sind die Fäden der Linien miteinander verwoben, so dass er als Schauender, das Bild selbst Erkundender außen vor verbleibt. Dabei spielt das von dem Künstler gewählte kleine Format von 20×20 cm sicherlich eine entscheidende Rolle. In den hier gezeigten Arbeiten von Matias Völksch verzichtet der Künstler vollkommen auf die Verwendung von Farbe, allein der weiße Malgrund und der schwarze Gleitstift lassen durch unterschiedliche Intensität des Materialauftrages ein Spiel von nuancierten Grautönen zu.

Die dargestellten Formen fügen im Kopf des Betrachters ein eigenes Bild zusammen. Mit der dem Menschen eigenen Evokationskraft ist es eine Möglichkeit, Blumen zu assoziieren, vornehmlich die Blüten von Blumen mit großen zum Teil vielzähligen sich weit öffnenden Blütenblättern. In ihrer Mitte steht der Fruchtknoten, in direkter Aufsicht sich präsentierend. Die von Matias Völksch gewählte Bildsprache der hier vorgestellten Werke, zeigt seine Auseinandersetzung mit diesen beiden Themen: Buchstaben, als streng gestaltetes, sprachliches Mittel in seiner Fülle drängend und sich behaupten müssend, und dem entgegengesetzt, weiche, runde Formen mit einer Vielzahl von sich angliedernde, aus einem Zentrum sich entwickelnde und vermehrende, an Blütenblätter erinnernde Linien und Kurven. In immer wieder wechselnden Variationen ergibt sich so eine Bildfolge unterschiedlicher Ausprägung.