2. Preisträger: Lars Otten

Die Zeichnungen von Lars Otten führen den Betrachter zu einer Sichtweise, die nicht weniger „wirklich“ ist als unsere üblichen Vorstellungen von einer Figur, die durch Konturlinien von der sie umgebenden Welt abgegrenzt ist. Eigentlich ist unser Körper nicht abgeschlossen gegenüber der Kleidung, der Luft, den anderen Gegenständen und Menschen, sondern er ist mit allem, was ihn umgibt, auf vielfältigste Weise verbunden. Diese allseitige Verbundenheit wird von Lars Otten bildnerisch ausgedrückt. Er zeichnet keine Konturlinien, sondern Strukturen aus parallelen Linien. Sie legen zwar die Figur als Unterscheidung eines Inneren gegenüber einem Äußeren nahe, grenzen sie aber nicht ab.

Jede Zeichnung von Lars Otten zeigt anders strukturierte Außen- und Zwischenräume. So sieht man etwa eine unabschließbare Ausdehnung, ein Sich-Ausbreiten in den Raum durch radiale Ausstrahlungen und sich erweiternde Kraftfelder, man sieht aber auch ein Eindringen in das Innere. Der Blick gleitet an unzähligen Prallelen entlang, die keinen Halt geben, sondern die Aufmerksamkeit mit sich führen – entlang der Linien, aber auch sich ausdehnend von einer zur nächsten. In einer anderen Zeichnung verfolgt man geschlängelte Verbindungswege, die meist nicht bis ins Innere eines Figurenbereichs vordringen, sondern bereits an ihren äußeren Schalen enden.

Lars Ottens Zeichnungen sind im wörtlichen Sinne berührend. Seine Figuren sind unabgrenzbar, sie stehen in weit ausgreifendem Kontakt mit dem Außen. Zugleich aber werden sie unzählige Male umschlossen und sind wie gefangen in diesen übergreifenden Strukturen.